Celestial hemisphere:  Northern  ·  Constellation: Cepheus (Cep)  ·  Contains:  NGC 6939  ·  NGC 6946  ·  The star ηCep
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Ein tiefer Blick in den Cepheus, Franz Gruber
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Astrofoto der Woche (KW 45/2015)

Ein tiefer Blick in den Cepheus

Je näher das beobachtete Aufnahmefeld dem galaktischen Äquator liegt, desto dichter wird die im Bild erfasste interstellare Materie. Galaxienforscher schaffen es mit optischen Mitteln kaum, hier in den intergalaktischen Raum vorzudringen. Deshalb wird dieses Gebiet als „zone of avoidance“ (ZOA) bezeichnet, als „Zone der Vermeidung“. Dieser Begriff soll auf Edwin Hubble zurückgehen. Auch heute noch wird in der ZOA eine Fülle an bisher unbekannten Galaxien vermutet.

Eine Gegend der ZOA, die für reiche Molekülwolken und Staub bekannt ist, sehen wir im Sternbild Cepheus. Das AdW (Norden oben, Osten links) deckt ein großes Bildfeld von 6,6° x 4° ab. Die am Ende genannten Koordinaten beziehen sich auf die Bildmitte. Jetzt ein wenig ins Bilddetail, zuerst wieder ein Blick auf die Sterne. An ihnen zeigt sich, ob der Bildautor seine Aufnahme in der Farbe korrekt kalibriert hat. Oben am mittleren Rand steht der 3,41 mag helle Stern η Cep (= Eta Cephei), ein "Schnellläufer" mit hoher Eigenbewegung. Passend zum Spektraltyp K0 ist der Farbindex B-V = 0,91 mag – d.h. weißgelb. In der Bildmitte finden sich zwei blaue Sterne. Der östliche davon ist HD 197734, ein A2-Stern von 6,16 mag visueller Helligkeit. Mit einem Farbindex B-V = 0,03 mag muss er auch leuchtend blau sein.

Rechts im Bild steht die Spiralgalaxie NGC 6946. Sie ist hier im Bild 10,9´ x 8,7´ ausgedehnt. Nun gehen Sie ins Detail bitte: Sie entdecken einen extrem schwachen Spiralarm, der sich 6,3´ nördlich des Galaxienkerns links herum um NGC 6946 zieht. Phantastisch für ein Bild mit kleiner Optik! Langbrennweitige Aufnahmen mit dem 4-m-Reflektor des Kitt Peak Observatory zeigen hier tatsächlich aneinander gereihte schwache H II-Regionen. Weitere schwächste Details: Bei den Pixelkoordinaten 2456/1022 steht UGC 11583, eine Galaxie geringer Oberflächenhelligkeit (low surface brightness, LSB). Sie wird als irreguläre Zwerggalaxie bezeichnet. Der helle Sternhaufen nordwestlich von NGC 6946 ist NGC 6939. Laut AdW misst er etwa 12´. Er ist wegen zahlreicher enthaltener Roter Riesen alt, was auch durch die mittlere Farbe von B-V = 1,05 mag bestätigt wird (gelblich). Als Entfernung haben Castellani et al. (1992) fotometrisch 9600 Lj herausgefunden.

Auffällig ist die ungleichmäßige Verteilung verschiedenfarbiger Flächen im Bild. Man könnte auf die Idee kommen, hier seien Gradienten im Spiel. Aber nix da! Wir sehen bei diesem schönen und tiefen Bild sowohl bräunliche als auch bläuliche Flächenbereiche, die von schwachen Reflexionsnebeln, Molekülwolken und galaktischem Zirrus herrühren. Ganz links am Ostrand des Bildes sind die westlichsten Filamente der H II-Region Sh2-129 zu sehen. Auffälligstes Gebilde dürften jedoch die Dunkelwolken sein, die sich girlandenförmig im linken Bildbereich befinden. Es handelt sich um Barnard 148 bis 150 (letztere auch als LDN 1082 katalogisiert). Nach Benson & Myers (1989) kann eine Entfernung von 440 pc (= 1435 Lj) zugrunde gelegt werden.

Dr. Franz Gruber, Mitglied der Fachgruppe Astrofotografie, hat diese Szenerie in der Zeit vom 9. bis 23. August 2015 in Pitten/Niederösterreich erstellt. Kamera war eine SBIG ST-11000 M, dazu ein Teleobjektiv Canon EF 400 mm 1:2,8 L IS II USM. Zur Verbesserung der Abbildungsqualität wurde auf Blende 4 abgeblendet. Alles geschah ohne Binning (klar!). Belichtet wurde 64 min (R), 56 min (G) und 58 min (B). Die Einzelschüsse betrugen 5 min.


Bisheriger Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Die Aufnahme von Dr. Franz Gruber ist technisch einwandfrei. Die Abbildung der verwendeten Optik ist perfekt und die anschließende Bildbearbeitung solide. Die Aufnahme entstand in Pitten in Niederösterreich, nahe der ungarischen Grenze zwischen Wien und Graz gelegen. Auch wenn Wien und Wiener Neustadt nicht sehr weit entfernt sind, dürfte sich die ansonsten niedrige Besiedlung der Gegend positiv auf die Himmelsqualität bemerkbar machen.

Die Aufnahme beinhaltet einige recht bekannte Objekte (siehe oben), die aber üblicherweise mit mehr Brennweite und/oder kleineren Chips "en Detail" aufgenommen werden. Fotografen verwenden dafür gerne den englischen begriff Close Up (nahe dran), ein Begriff der aus der Portraitfotografie stammt. Solche langbrennweitigen Aufnahmen zeigen natürlich mehr Details, und des weiteren füllen die Objekte das Bildfeld aus, aus ästhetischer Sicht ein Vorteil.

Das Gegenteil vom CloseUp ist in der Astrofotografie das Widefield (engl. für großes Feld). Auch dieser Begriff hat sich in der deutschsprachigen Szene als "Weitfeld" etabliert. Ästhetisch ist das aber nur dann spannend, wenn das Umfeld dementsprechend viele Detail zeigt, also richtig "was los" ist. Und genau das ist in der vorliegenden Aufnahme der Fall. Die Wahl der Brennweite erweist sich als richtig und zeigt uns die bereits oben im Text genannten Objekte in einer spannenden Umgebung von leuchtendem Wasserstoffgas und Materiewolken. Die unterschiedliche Dichte dieser Wolken kommt toll zur Geltung, als auch ihre unterschiedliche Färbung, die durch Reflexion des Sternenlichts zustande kommt.


Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim, Dr. Stefan Binnewies

Objektkoordinaten der Bildmitte (J2000):

RA = 22 h 42 min 45 s, Dec = +60° 42´ 49´´

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